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Image by Lennart Heim

Unser Tagebuch

Eine weitere Woche neigt sich dem Ende entgegen. Drei neue Schüler freuen sich am Montag auf den Unterricht. Mit dem Menhir segeln wir zur Ost-Tonne. Nachmittags verbringen wir die Zeit in der Bucht, um Kreuzen und Wenden zu üben. Abends warten drei Herren auf Ihren Unterricht: Fachkundenachweis. Am Dienstag – der Wind bleibt mäßig – übernimmt Niklas am Abend Opti-Ausbildung.

Mit Babs, Tina und Fred – so meine Segelschüler, bauen wir den Kenntnisstand kontinuierlich aus. Ich versuche ein paar neue Herangehensweisen. Am Mittwoch segeln sie das erste Mal selbstständig. Abends sitzen wir im Seestern – ich bekomme eine Ostseescholle, mein jährliches Fischkontrollessen. Als Kind habe ich viel Fisch gegessen, kann ihm Heute nix mehr abgewinnen. Einmal im Jahr probiere ich, ob es sich geändert hat – schauen wir mal im nächsten Jahr. Am Donnerstag – ich habe vorher die Ausweichregeln erklärt – suchen wir Opfer, Yachten, die draußen segeln. So kann ich Steuerbord- und Backbordbug sowie die Leestellung erklären. Nachmittags üben sie den Prüfungskurs, wobei ich der Verwirrung gedankt noch einmal an Bord gehe. Eva kommt mit einer potentiellen Schülerin vorbei, sie will endlich auch an einem Kurs teilnehmen ;.)). Ein ukrainischer Junge wird mir vorgestellt, er möchte ab Montag Kurs machen. Später kommt noch eine ukrainische Schülerin dazu. So gibt es vielleicht einen kleinen Anfang….Gegen 16 Uhr starte ich die Motorenübungen mit Andrea, Jesper und Jonathan, die bei der Flaute allerdings nicht so sehr gefordert werden. Wir verabreden uns für die nächste Woche, wenn auch Wind ist. Stanzerl kommt von ihrem Workshop zurück, sticht mit ihrem Kajak in See. Mit Nils, Niklas und Jan verbringen wir das Abendessen und bedenken die Zukunft der Segelschule.





Es war ein volle Woche. Vom Ententeich bis zur Ostwelle begleitet mich das Wetter bei unzähligen Motorstunden. Am Mittwoch gibt es eine nette Ausnahme: Constance segelt mit mir, sie will wieder segeln lernen. Herausforderung und Privileg, sich nur auf eine Person zu fokussieren zu müssen. Am Donnerstag wird die Welle hart, ich muss meine Schüler auf die möglichen Gefahren hinweisen. Da erreicht mich die Information: einer Seglerin werden bei einem Springmanöver zwei Finger abgerissen. Ich kann mich nur an einen Hubschrauber erinnern, der kurz über dem Yachthafen schwebte. Glücklicherweise werde ich vor solchen Katastrophen bewahrt. Doch dann kommt es: die Seilzüge beim Motorboot brechen. Ein Tag vor der Prüfung – mein Pulsschlag schnellt in die Höhe – Ich rufe unseren Bollo an, er kommt, Ersatz haben wir noch in der Werkstatt. Hilflos schaue ich seinen geschickten Fingern zu. Um 18 Uhr kann ich wieder Ausbildung machen – die Prüfung ist gerettet. Freitag gibt es am Morgen noch zwei weitere Einheiten und gegen 14 Uhr beginnt die Prüfung. Alle 18 Teilnehmer/innen bestehen. Bei Schnittchen/Plätzchen und Schlangenschnaps feiern wir den Erfolg.

Der Samstag beginnt mit Theorieunterricht Sportboot Binnen. Drei ehemalige See-Schüler freuen sich auf den Unterricht. Abends verbringe ich einen schöne Zeit mit Eva und Winnie bei Kaiserschmarren und Klosterschnaps. Sie weihen mit mir ihre Palisade ein, die aus unseren vom Bohrwurm mit Kanälen durchzogenen Brückenpfählen kunstvoll errichtet wurde. Nebenbei lasse ich über vier Stunden Lothars Schiff lenzen, steige mehrfach in die Wathose, um das Ergebnis zu begutachten. Am Sonntag herrscht Ruhe, bis auf den Ostwind, der einen Menhir vom Steg löst. Also in die Klamotten, in die Steuerschüssel, die Ostwelle steht, ich muss beim Knoten auf meine Hände achten. Über Allem schwebt die Ukrainekatastrophe, ich spüre in meiner Hilflosigkeit eine große Wut auf den Massenmörder Putin. Möge er vor dem Spiegel der Erkenntnis seiner Verbrechen in seinen eigenen Tränen ertrinken. Vollkommen erschüttert lese ich von seinen Internettrollen, die versuchen, seine Untaten schön zu schreiben.

Die erste Prüfung ist gelaufen. Leider ist eine Person in der Theorie wegen "Blackout" durchgefallen. Ansonsten wurde die alte und neue Wester verwechselt, die Missweisung eigenwillig interpretiert und die Besteckversetzung auf 0 modelliert. Eine Freude haben mir die Schnittchen bereitet: eine liebevolle Armada von Lachsröllchen, Frischkäse und Krabben segelt in unzähligen Schiffchen auf grünen Salatwogen. Zwei farblich gelungene Cocktailgläser, wundervoll garniert, und zwei Nester mit Schokoladenmuscheln runden das Schnittchen Erlebnis ab. Zur Flotte kommt dann noch ein manövrierbehinderter Paprikaschleppverband unter 200 Meter mit einem Anhang hinzu, begleitet von einem Gurken-, Radieschen- und Perlzwiebelleuchtturm an Gurkenknoten und Lakritz Fischen. Vielen Dank für diese Ausgeburt der Fantasie. Die praktische Prüfung läuft sehr gut, ruhige Manöver. Nur bei den Knoten zeigt sich die Nervosität, der Achtknoten wird mehrfach vertüdelt. Martina und Frank, mit dem Menhir unterwegs, halten sich von uns dankenderweise fern, Ein kleiner roter Buddha kommt als Talisman ins Spiel, Henning läuft ein: ein feines kleines Essen zaubert er, bevor wir eine gemütliche Doppelkopfrunde bestreiten, bei der die Restschnittchen in ver

sierten Mündern verschwinden - ein schöner Tag.....

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