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Image by Lennart Heim

Unser Tagebuch



Dienstag wird fleißig trainiert. Meine Damencrew muss von der Ansteuerungstonne zurück kreuzen. Eva bringt den Menhir ohne mein Eingreifen durch die Enge an der Werft. Am Mittwoch startet der gesamte Kurs gen Orth. An Bord von Eva, Ute und Ingrid werden von Sophia sicher begleitet. Wolfgang fährt Geleitschutz mit seiner Yacht. Auf die rasche Hinfahrt folgt ein Rückweg mit Schlepphilfe. Niklas und Jan bereiten die Schüler auf die Prüfung vor. Meine Damen erlernen die Halse. Im Vorfeld habe ich schon 50 Grundscheinformulare gestempelt. Sophia schreibt 13 Exemplare für die Gruppe aus. Claas trinkt Tee, verwandelt sich so in einen Prüfer. Bei der Überreichung der Scheine werden kleine Reden gehalten und Gruppenfoto gemacht. Von mir der Satz: „Noch ist es nur ein schöner Schein,

erfüllt ihn mit gutem Sein!“ Dann fahren die Schüler in zwei Schichten ab, es kehrt Ruhe ein in der Segelschule. Mich erwartet gleich Theorie mit dem Trio, darauf Praxis und Prüfung. Niklas hat einen Schnupperer und drei Einzelstunden. Morgen kommen noch zwei Schnupperer hinzu – insgesamt ein ruhiges Wochenende.


Segeln mit Findercrew: Mit achterlichen Winden segeln wir bis zur Osttonne. Glücklicherweise ist Olga mit an Bord, sorgt für eine lockere Atmosphäre und hilft bei bestimmten Situationen. Tessa steuert gut, vielleicht sollte ich sie zu einem Schnupperkurs einladen. Auf dem Rückweg geht es in die Kreuz – ich übernehme die Pinne. Dreher und heftige Böen, die fast aus dem Nichts auftauchen, machen das Segeln für mich spannend. Abschied von den ehrlichen Menschen! Ankunft Schulklasse. Kurze Rede nach 22 Uhr. Niklas übernimmt die Leitung. Als Schiffsführer stehen zur Verfügung: Maddel, Jan, Niklas, Nikolaus, Sophia, Bernd und Julian, Ich drucke noch 50 Konzepte, die Sophia in die Klemmhefter verbringt, So gerüstet starten wir in den Tag. Ich übernehme fünf Auffrischler, die mit Helga schon 2019 hier gewesen sind und es noch einmal erleben möchten. Wir rüsten zwei Menhire auf und starten bei flautigen südlichen Winden: Ablegen, Halsen, Kreuzen und Anlegen. Nachmittags gehen zwei meiner Schüler bereits auf die Möwe. Die meisten Menhire sind kurz vor dem Ablegen, da kündigt sich ein Gewitter mit Blitz und Donner an. Es folgt ein kräftiger Regenschauer, dann strahlt die Sonne wieder. Solveigh übernimmt einen Menhir von mir, so kann ich mich um die Möwe kümmern, sie wird gleich mit doppeltem Kenterball ausgerüstet, weil gegen 16 Uhr noch ein Kentertraining laufen soll. Niklas zieht es durch – so laufen Heerscharen von Gelblingen mit roten Westen über den Steg, präsentieren die schwarzen Unterwasserschiffe der beiden Möwen gen Ufer. Heiko und sein Besuch sitzen auf drei Stühlen auf dem Steg, Ihre weisen Blicke schweifen über das Geschehen. Am Montag stehen Eva, Ingrid und Ute vor mir. Drei Frauen im besten Alter. Wir sitzen im Zelt für die Einführungstheorie. Ein kleines Gewitter unterbricht unsere Ausbildung. Wir rüsten uns aus: Overalls, Westen, Sonnenbrille mit Sicherung und Kappe. Wir treffen uns erst um 13 Uhr wieder, segeln in die Welle und trainieren den Am-Wind-Kurs auf der Rückfahrt. Erschöpft aber in guter Stimmung können wir den ersten Segeltag beenden. Niklas leite weiterhin seine Schulgruppe gut, baut eine kleine Möwegruppe ein. Die Schulklasse wir von Astrid gelobt, weil sie alle sehr höflich sind. Ein Menhirverleih führt zu einem gekrümmten Mast, der in einer dramtischeren Bergesituation sein aufrechtes Wesen verloren hat. Harte Böen beim Gewitter deformierten das ehemals Aufrechte.








Es ist Donnerstag. Gemächlich findet der Morgen seine Strukturen. Die Jollen schleichen bei leichten Winden in der Bucht. Gegen 1030 Uhr soll die „Marco Polo“ auslaufen – die Segelschüler wollen ihr ein maritimes Geleit geben. Frederico will sein Schiff nach Dänemark verholen, wo es in ein Trockendock soll. Es wird wohl eine längere Reise, bis der Wind die Segel bläht.

Ich bereite Werbung für das Schaufenster am Markt vor. „Gin Tasting und Speed-Sailing“ sollen unter das Volk gebracht werden. Wieder im Büro meldet sich die Stadt bei mir: „Vermissen Sie etwas, Herr Bennewitz?“ Ich bin erst einmal ziemlich verdattert, bis mir die Dame den Inhalt meiner Geldbörse schildert. Die habe ich verloren. Es war warm, ich habe keine Jacke getragen, keinen Pullover, wo alles leicht verstaut werden kann, ich habe das gute Stück in der Hand getragen, eingehüllt in einem eingeschweißten Plakat. Dort muss es unbemerkt herausgerutscht sein. Es war auch ziemlich viel Geld für Löhne und Gehälter drin. Zusätzlich Ausweis, Kredit- und Tank- und Bahnkarte. In verstärktem Schnellschritt eile ich zum Rathaus. Eine nette Frau hat dort im Ordnungsamt alles vorbereitet. Sie hat auch schon den Finderlohn entnommen: 83 €. Erleichtert gebe ich noch 100 € dazu, verspreche auch, die Finderin anzurufen. Innerhalb von 20 Minuten bin ich wieder an der Segelschule, wo drei Motorbootschüler auf mich warten. Bei schöner Nachmittagssonne kann ich sie schnell auf Kurs bringen, weil sie schon vorher auf einem anderen Motorboot geübt haben. Zwischendurch haben Nena, Daria und Hendrik ihren Grundschein bei Jan bestanden. Ich habe eine Verabredung mit der Finderfamilie. Auf der Terrasse von Konstanze schnacken wir mit den Eltern und der Tochter bei einem Wöhrle-Wein. Gegen Ende lade ich sie am Samstag zu einem Segeltörn auf dem Menhir ein. Im Büro erreicht mich dann der Anruf von Elke Thomsen, einige Jollen scheinen in Schwierigkeiten zu stecken. Als hätte ich es geahnt, der Westwind hat zwischendurch Böen mit fünf Windstärken. Jan und Daria machen sich auf dem Katamaran klar. Nikki nimmt Dascha auf den 505-er und Lennart segelt den Laser. Doch sie verschwinden Richtung Dalbenbucht. Mit Flo wieder im Einsatz gibt ein gutes Gefühl. Wir finden sie am Graswarder, nehmen zunächst Lennart in Schlepp und Dascha an Bord. Da sie sichtlich friert, gebe ich ihr meine Öljacke. Dann geht es wieder hinaus – sicherheitshalber haben wir Lampen an Bord. Der 505er ist gelenzt, beide Tanks waren vollgelaufen, der Cat hat Schäckelprobleme, soweit ich es verstanden habe. Beide nehmen wir in Schlepp. Den Leute ist nichts passiert, doch was lässt sich aus dieser Situation lernen. Mit Flo teile ich Erinnerungen an ähnliche Situationen. Wir haben volles Verständnis für die jungen Segler, die die Herausforderung suchen, vielleicht etwas falsch einschätzen. Es gilt aber auch, Lehren daraus zu ziehen. Inzwischen ist auch mein Stanzerl eingetroffen, in der Hektik fast untergegangen (

Am Freitag entspannt sich die Lage. Im Hintergrund läuft schon die Ankunft der Schulklasse – an die 40 Personen werden in der Segelschule eintreffen, Schlafräume und Zeltplatz besetzen. Zwischendurch läuft die Grundscheinprüfung für Sabine, Alexandra, Tobias und Thomas. Jan hatte am Mittwoch und Donnerstag noch zwei Schnupperleute, die ihn auch ziemlich gebunden haben..., Gedanken, ob wir so etwas nicht verhindern sollten. Um 13 Uhr segle ich mit Mutter und Tochter, jene wollte ihr einen Zugang zum Segeln bieten. Später gehe ich noch Einkaufen, kann mich vor den Spießen nicht zurückhalten, womit ein abendliches Grillen schon vorprogrammiert ist. Es ist auch immer wieder ein Abschied-Nehmen: Markus, Monika und Severin melden sich für den nächsten Pfingstkurs an; Lennart meldet sich ab, nicht ohne vorher noch über die Windsituation am Vorabend reflektiert zu haben; Nina macht sich mit Gerrit auf dem Weg; es ist ein ständiges „Kommen und Gehen“. Abends mache ich noch eine Sprachübung mit Dascha, die am Nachmittag bei flauen Winden mit großen Drehungen noch Laser gesegelt ist. Ein Lerncomic soll dabei helfen. Sie hat auch schon einen Bericht auf Deutsch über die gestrigen Erlebnisse geschrieben. Und so müssen wir Morgen weitere Vorbereitungen treffen für die große Schulklasse.





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